ZSE 2021

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Punkteregen für Spitzenstuten

Wir waren nach den tollen Vorstellungen der Stuten bei der Leistungsprüfung ja gespannt auf die Eintragung am 1. August in Mailham – und wir wurden nicht enttäuscht!

Wieder stand die Anlage der Pferdewelt Mailham in Glanz und Lack, um die Zukunftshoffnungen der hiesigen Trakehnerzüchter zur Geltung zu bringen. Und das Team um Miriam Bray und Norbert Wallochny unterstützte das bewährte Team des Zuchtbezirks im Vorfeld ebenso engagiert und professionell wie am Tag der Veranstaltung. Dafür auch an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön! So mancher Aktive traf mit kleinen Augen am Morgen ein – immerhin musste in der Nacht mit dem deutschen Buschteam und den im Cross startenden Trakehnern in Tokio mitgefiebert werden … ?

Acht dreijährige, vier ältere und zwei Stuten zur Prämienvergabe stellten sich dem Richterteam, das in diesem Jahr aus Zuchtleiter Lars Gehrmann, seinem Stellvertreter Neel Schoof, Stuteneintragungskommissar Frank Bangert, dem bayerischen Zuchtleiter Torsten Große-Freese und Bezirksvorsitzendem Dr. Albert Raith bestand.

Drei der vier älteren Stuten hatten tags zuvor ihre Leistungsprüfung abgelegt, alle mit Noten über 7,5. Und alle vier Stuten wurden im Freispringen gezeigt – ein Beweis für die sportliche Orientierung der bayerisch/österreichischen Trakehnerzüchter. Bemerkenswert übrigens auch, dass die Prämienstuten dieses Lots alle über einen sehr guten Schritt verfügten.

Über den Stangen fiel die sehr große 6-jährige Impetus-Tochter HERZELOYDE (Z/B: Karoline Pongratz) mit mustergültiger Manier auf. Zwei Stuten mit sehr unterschiedlichen Qualitäten erzielten 53 Eintragungspunkte und konnten zusammen mit der SLP den Verbandsprämientitel mit nach Hause nehmen: Die über die selbst bis Klasse S erfolgreichen Hengste Herakles und Mephisto gezogene Schimmelstute KAITLYNN (Z/B: Petra Magerl) stellte sich als Dressurmodell mit genügend Fleiß in den Grundgangarten dar, während die ebenfalls 5-jährige polnische Fuchsstute WARMIA TS den herberen, drahtigen Typ mit trockener Textur und deutlichem Springtalent verkörperte.

„Königin“ der älteren Stuten wurde eine noch sehr grüne, aber bedeutende Halbblüterin aus dem Züchterhause Wyrwoll: Die 4-jährige LA CALA hat den einstigen Sieger des „Schaufensters Vollblut“ und international im Busch erfolgreichen Asagao xx zum Vater. Mutterseits ist sie Halbschwester der Nachwuchssportler Logothetis, StPrPrSt. Lenga, Levican und Lassida sowie des letztjährigen Körkandidaten Limao. Im großen Sport gehen bzw. gingen Großmutter Lacorna (CCI***, Springen M**) und aus nächster Verwandtschaft Lumberton (WM Junger Vs-Pferde) und Conative (Springen S). Trotz ungünstigen Wachstumsschubs konnte die Braune in Mailham mit trockener Textur und guten Leistungsanlagen punkten, Zuchtleiter Lars Gehrmann bescheinigte ihr großes Potenzial – sie wurde „Beste der Vierjährigen und Älteren“ sowie „Beste Halbblutstute“.

Genau die Hälfte, nämlich vier der acht vorgestellten 3-jährigen Stuten, hatte tags zuvor ihre Leistungsprüfung absolviert, teils mit beeindruckenden Vorstellungen. Sowohl der Trakehner als auch der bayerische Zuchtleiter waren denn auch voll des Lobes für die Züchter und Besitzer, die in Mailham nicht nur ein herausragendes Stutenlot präsentierten, sondern diese Stuten auch mustergültig vorbereitet und herausgebracht haben. Sowohl in Sachen Typausprägung als auch in der Bewegungsqualität war über die vergangenen Jahre eine deutliche Weiterentwicklung festzustellen. Bemerkenswert auch in der Gruppe der Dreijährigen waren die durchwegs hohen Schrittnoten.

Beeindruckend und noch etwas gelassener als am Vortag präsentierte sich die spät geborene FÜNFLINDEN beim Freispringen. Manier und Vermögen dieser Stute aus tschechischer Zucht und dem Besitz von Cornelia Hörtlackner machten sie zur „Besten Springstute“ des Tages. Englisches, arabisches und angloarabisches Vollblut, Spring-Eigenleistung vom Feinsten und die Verwandtschaft zu hierzulande bereits bewährten Trakehnern wie Sapros und Eufratas machen das Pedigree dieser Stute höchst interessant. Sofern der Zuchtausschuss der Eintragung zustimmt, hat Fünflinden ihre Verbandsprämie bereits „im Sack“.

Sage und schreibe sieben der acht angetretenen Stuten sahen wir auf dem Prämienring wieder, fünf davon erhielten von den Richtern eine Punktsumme von 55 und mehr. Die herausragende Stute des Vortags war auch hier nicht zu schlagen: HIMMELSROSE aus dem österreichischen Gestüt Murtal überzeugte mit glasklarem Typ, Adel und Ausdruck. Elastisch in allen Grundgangarten, dabei mit genügend Schwungentfaltung, der im Moment noch etwas die Kraft fehlt, weisen den Weg in die Hufspuren ihrer großen Schwester Hagebutte. 59 Punkte vergaben die Richter für diese Stute, zu der man dem Gestüt nur herzlichst gratulieren kann.

Gleich zwei Stuten teilten sich mit einer Punktsumme von 58,0 den Reservesieg dieser Eintragung – und sie hätten Lars Gehrmann zufolge nicht unterschiedlicher sein können. Auf der einen Seite hatten wir die solide, vielleicht erst auf den zweiten Blick auffallende PFINGSTROSE aus der Passerpaarung Hibiskus x Passion des Hauses Raili, die mit Sportlichkeit, reellen Grundgangarten und dem besten Galopp des Tages überzeugte. Auf der anderen Seite stand die auffällige, mit sehr effektvollem Trab, aber deutlicher Spannung auftretende LUXUSLIEBE aus dem Hause Wezel. Beide Stuten dürfen sich in diesem Jahr als Träger des Anton-Mittermaier-Pokals zelebrieren lassen. Dieser Wanderpokal im Gedenken an den 2007 verstorbenen Hengstaufzüchter Anton Mittermaier geht alljährlich an die beste in Bayern gezogene Stute der Eintragung.

Mit 56,5 Punkten auf dem Konto durfte sich die Herakles-Tochter BELEZZA, mütterliche Halbschwester des Zweisterne-Buschcracks Bella Vista, des Trakehner Dressurchampions Belsazar und der Eintragungs-Reservesiegerin Bon Voyage, aus der Zucht von Norbert Timm und dem Besitz des Gestüts SN Grafing schmücken. Typklar, mit sehr guten Grundgangarten, aber Abstrichen im Fundament – so urteilten die Richter. Die Ovaro-Tochter HERBSTELFE schließlich, einst Fohlenchampionesse in Schleswig-Holstein und Vollschwester der holsteinischen Eintragungssiegerin Herbstlicht, sicherte sich 55,0 Eintragungspunkte – eine Bewertung, mit der sie früher einen Titel sicher gehabt hätte. Auch bei dieser Stute aus der Zucht des Hofs Heitholm und dem Besitz von Dr. Damian Bühler vereitelten Abstriche im Fundament eine höhere Note, denn an Bewegungsqualität mangelt es ihr nicht.

Bayerns Zuchtleiter Torsten Große-Freese konnte aus dem Vollen schöpfen, was die Vergabe der für Stuten aus bayerischem Besitz vorgesehenen Staatsprämienanwartschaft anging. Mit Pfingstrose, Luxusliebe und Belezza wählte er drei würdige Vertreterinnen des Dreijährigenlots sowie die beste Vierjährige, La Cala.

Der Trakehner Zuchtbezirk Bayern/Österreich darf hochzufrieden auf das züchterische Jahres-Highlight zurückblicken. Eine gelungene Veranstaltung, auf die Beine gestellt von einem tollen Team, und herausragende Stuten – da mochte nicht einmal Petrus zurückstehen: Statt des angekündigten Dauerregens schickte er nur ein paar Tröpfchen, sodass die Stuten sich optimal auf dem Dreieck draußen präsentieren konnten.

(Text: Karin Schweiger)

 

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