Mitgliederversammlung 2020
Further information
Bayerisch-Österreichisches Zuchtwochenende
Der Trakehner Zuchtbezirk Bayern lud seine Mitglieder zur jährlichen Hauptversammlung auf das herrliche Gut Ising am Chiemsee. Um mehr Mitglieder zum Besuch der bei allen Vereinen immer spärlicher besuchten Versammlung zu animieren, hat man sie nun zum wiederholten Male in ein attraktives Rahmenprogramm integriert. Und der Blick auf die gut gefüllten Zuschauerränge verriet, dass das Konzept voll aufgegangen ist. Einmal mehr zeigte sich, dass man im Zuchtbezirk der Verbindung zwischen Zucht und Sport einen hohen Stellenwert beimisst. Es sind schließlich die Reiter (und Fahrer), die unsere Zuchtprodukte zu den Aushängeschildern machen, die deutschland- und weltweit für Aufmerksamkeit sorgen.
Eine derartige Veranstaltung ist ohne entsprechendes Sponsoring nicht machbar und der Zuchtbezirk kann sich glücklich schätzen, mit der Firma MSD Tiergesundheit einen engagierten Partner dafür an der Seite zu haben.
TTG-Perspektivlehrgang Dressur
Ein veritables Schmankerl für Dressurinteressierte war der Perspektivlehrgang der TTG unter Leitung von Christoph Hess. „Das Gesicht und die Stimme der FN“ war lange Jahre Leiter der Abteilung Ausbildung bei der FN und des Bundesleistungszentrums Reiten – und innovativer Motor der rasant gewachsenen PN, er ist zudem international gefragter Dressur- und Vielseitigkeitsrichter. Ausgewählt für diesen Lehrgang hatte die TTG vier- bis siebenjährige Pferde mit Perspektive für das große Viereck – und die hatten sie samt und sonders. Da konnte auch ein Christoph Hess schon ins Schwärmen geraten.
Immer wieder mahnte er Entspannungspausen für diese „alten Remonten“, an, in denen der Rücken zu entlasten sei, der Hals in die Tiefe gehen müsse und bestverstandenes Vorwärts anzustreben sei. Viel Wert legte er auf „konsequentes Am-Detail-Arbeiten“, das denn auch in aller Regel von Erfolg gekrönt war. Beeindruckend war sein gutes Auge für den Knackpunkt und die Lösung; die Reiter haben sicherlich viel aus diesem Lehrgang mitnehmen können.
Mitgliederversammlung
Bei dem Rahmenangebot war es nicht verwunderlich, dass Bezirksvorsitzender Dr. Albert Raith eine ganze Reihe von Gästen auch aus anderen Bezirken begrüßen konnte: Dr. Norbert Camp selbst ließ es sich nicht nehmen, ins schöne Bayern zu kommen. Peter und Britta Heinen nutzten die Gelegenheit, Bayern und die interessanten Dressurpferde persönlich in Augenschein zu nehmen. Mechthild Reitz, Erfinderin des Erfolgsmodells Pachtstutenbörse, kam aus Rheinland-Pfalz und auch Dieter und Gabi Pothen vom Zuchtbezirk Westfalen waren mit von der Partie. Einzig Neel Schoof, stellvertretender Zuchtleiter, musste wegen Corona-Gefahr seine Anreise kurz vor dem Ziel abbrechen.
Auf ein rundum gelungenes Zuchtjahr konnte das Team des Zuchtbezirks in dieser Versammlung zurückblicken. Mitglieder-, Stuten- und Fohlenzahlen bewegen sich – wie schon in den Jahren zuvor – auf einem erfreulich stabilen hohen Niveau. In den vergangenen drei Jahren stieg die Anzahl der Stuten im Bezirk um 13%, die der Fohlen sogar um 22% – bei steigender Stutenzahl sind also auch die Anzahl der Bedeckungen und die Anzahl der registrierten Fohlen gestiegen. Das dürfte Bayern einen Spitzenplatz unter den Bezirken einräumen.
Die Veranstaltungen im Bezirk waren gelungen und trafen auf großes Zuschauer- und Experteninteresse. Bayerns junge Stuten zählen zur bundeweiten Spitze und auf dem Hengstmarkt gab es für den Bezirk einiges zu feiern. Auch sportlich brauchen sich Bayerns und Österreichs Trakehner-Reiter wahrlich nicht zu verstecken.
Silberne Ehrennadel für Renate Steiner
Dass hinter diesen Erfolgen und dem aktiven Zuchtbezirksleben nicht nur große züchterische Passion steckt, sondern auch engagierte Ehrenamtler, dürfte jedem klar sein. Eine der seit Jahren wohl umtriebigsten „Verlasspferde“ des Bezirksvorstands ist Renate Steiner. Wir kennen sie als aktive Reiterin, als aktive Züchterin, als Lehrgangsleiterin Vielseitigkeit, als gewissenhafte Kassenwartin und als geborenes Organisationstalent. Diesem schon über Jahrzehnte andauernden Engagement für die Trakehner und den Bezirk zollte der Verband auf Vorschlag des Zuchtbezirksvorsitzenden Dr. Albert Raith Rechnung, indem er „Steinate“ im Rahmen der Mitgliederversammlung die silberne Ehrennadel des Verbandes für besondere Verdienste um das Trakehner Pferd verlieh.
Freiherr-von-Schrötter-Medaille für Hartwig Meinen
Eine besondere Ehrung erfuhr auch eines der langjährigsten Mitglieder des Bezirks – fast 50 Jahre ist Hartwig Meinen mit Herzblut bei der Trakehnerzucht und seiner kleinen, aber feinen Zucht entsprangen bereits ein gekörter Hengst, eine Eintragungssiegerin, eine Auktionsspitze und mehrere erfolgreiche Sportpferde im Viereck, im Busch und im Parcours. Die Gastfreundschaft von Hartwig und Annemie Meinen ist legendär, und so mancher lange Abend bei Themen rund um den Trakehner ist uns allen im Gedächtnis geblieben. Als verdiente Anerkennung für seine züchterische Passion ehrten Verbandspräsident Dr. Norbert Camp und Bezirksvorsitzender Dr. Albert Raith im Rahmen der Mitgliederversammlung Hartwig Meinen mit der Siegfried-Freiherr-von-Schrötter-Wohnsdorff-Gedächtnismedaille.
Hengstschau
Mit einer kleinen Hengstpräsentation vornehmlich in Bayern stationierter Beschäler ließen sich die Züchter auf die kommende Zuchtsaison einstimmen. Die Station Brähler in Herbstein brachte den beeindruckenden jungen und sehr gut gerittenen Ganderas, den schon weit geförderten Sir Easy und schließlich den ersten in Neumünster gekörten polnischen Trakehner, Niagara, mit. Die Pferdewelt Mailham präsentierte den selbst gezogenen, mit gelassenem Schritt punktenden Guardiola xx und den genetischen Leckerbissen Kipper, ebenfalls in Polen gezogen. Frisch von seiner HLP zurück, überzeugte Donausturm aus dem Meierhof der Familie Heise über dem Sprung. Für ihren leider verhinderten Vater Grimani wusste die Stute Nachtmusik aus dem Gestüt Murtal hervorragend zu werben und der seit kurzem im Reitstall Krein in Wehringen aufgestellte Syriano präsentierte sich in allem Adel und aller Eleganz an der Hand.
Gänsehautfeeling gab es dann, als der strahlende schwarze Hibiskus an der Hand seiner Erfolgsreiterin Nicole Raili die Halle betrat und auch offiziell aus dem Sport verabschiedet wurde. Gerade zuvor hatte seine Tochter Hagebutte unter dem Sattel von Friederike Schulz-Wallner enormes Potenzial offenbart – jetzt zeigte der 20-jährige, selbst bis Kl. S im Viereck erfolgreiche Charmeur, wessen Gene sie da eindeutig trug. Die Liste seiner züchterischen und reiterlichen Verdienste ist lang, aber vor allem überzeugen seine Kinder mit ihren tollen Reiteigenschaften, wie Verbandspräsident Dr. Norbert Camp aus eigener Erfahrung zu bestätigen wusste.
Ins Schwärmen geriet dann Christoph Hess, als Weltklassehengst Imperio in die Bahn kam. Hubertus Schmidts vermutlich letztes ganz großes Pferd, mit dem er es bis auf die Reserveliste für die Olympiade in Rio brachte – seit vergangenem Jahr sitzt die junge Annabelle Steffens in seinem Sattel und lernt vom Meister. Christoph Hess konnte sich noch lebhaft an die ersten Auftritte beim Bundeschampionat und der WM junger Dressurpferde erinnern – auch heute noch zählt er Anna-Sophie Fiebelkorns Ritte auf diesem mit überragenden Grundgangarten gesegneten Pferd zu den Höhepunkten seiner Richterlaufbahn.
Züchterabend
Getreu der Maxime, die Reiter in die Trakehner Familie einzubinden, bedankte sich der Zuchtbezirk bei den Reiterinnen und Reitern, die im abgelaufenen Zuchtjahr mit zum Teil herausragenden Sporterfolgen Werbung für die Trakehner gemacht haben, mit einer Urkunde und einer Flasche Wein. Immerhin, so Dr. Norbert Camp, dürfe man mit unserer kleinen Population schon stolz darauf sein, mit TSF Dalera BB und Erlentanz gleich zwei Olympiaaspiranten im Viereck und mit Isselhook’s First Sight TSF – aus dem Zuchtbezirk Bayern – einen Bundeschampion zu stellen.
Zu einem regelrechten Weinkontor mutierte bei der Reiterehrung der Tisch, an dem der Stall Wyrwoll, das Gestüt Murtal und das Gut Schwaighof saßen. Aber Ehre, wem Ehre gebührt …
Zwei weitere Erfolgszüchterinnen, ohne die die Vorstandschaft des Bezirks schon seit Jahren kaum noch vorstellbar ist – nämlich Dr. Annette Wyrwoll und Erin Raili –, wurden für ihre züchterischen Erfolge und ihr Engagement für das Trakehner Pferd im Rahmen des Züchterabends mit der Siegfried-Freiherr-von-Schrötter-Wohnsdorff-Gedächtnismedaille geehrt.
Annette Wyrwoll, Olympia-Vielseitigkeitsreiterin und Pferdefachtierärztin, hat mit Blick auf blutgeprägte Buschpferde recht schnell den Weg zum Trakehner gefunden. Aus ihrer Zucht gingen in den letzten Jahren einige bedeutende Stuten und vor allem Sportler hervor – wie man an der unübersehbaren Menge an Urkunden jedes Jahr erkennen kann. Aushängeschild des Gestüts Neuhof ist sicher die dreifach prämierte Halbblüterin Lacorna, die sich bis CIC*** und M**-Springen bewährte und bereits Mutter einer doppelt prämierten Tochter ist.
Erin Raili und ihre Zellsee-Trakehner bleiben vermutlich noch sehr lange mit dem Namen der genialen Ausnahmestute Per Du verbunden. Aus dieser Landesschau-Siegerfamilie stammen unter anderem die Spitzenstuten Passion (Landesschau-Reservesiegerin), Pasadena (aktuelle Eintragungssiegerin) und Paradise (Reitpferde-Championess) sowie die Top-Sportpferde Pommery TSF (Dressur bis Grand Prix in Frankreich) und P.S. I Love You (Busch-Juniorenkader in Italien).
Das i-Tüpfelchen setzte dann die schon fast traditionelle Tombola, die auch diesmal mit wertvollen Gewinnen bestückt war: Es waren Freisprünge von Hibiskus und von den Hengsten der Stationen Galmbacher und Brähler zu gewinnen, Jutta Förther steuerte ein Fotoshooting bei, Reitsport Baumer in Ohlstadt weckte mit seinem Sortiment Begehrlichkeiten, ebenso wie die Firma Rasp aus Winhöring. iWest schließlich lockte mit Angeboten zur optimalen Nährstoffversorgung der Pferde. Tja, eine wunderschöne Stalltafel mit Trakehnerbrand wird – neben den überzeugenden Auftritten der TTG-Lehrgangspferde – nun sicher dafür sorgen, dass im Stall Hess in Kürze auch mindestens ein Pferd mit Elchschaufelbrand einziehen wird ?.
Den üblichen Ausklang nahm der Abend an der Hotelbar, wo es Gerüchten zufolge bis vier Uhr morgens noch hoch herging … Gleichwohl war der morgendliche Unterricht beim TTG-Lehrgang wieder gut besucht.
Danke an die Sponsoren,
die unsere Veranstaltung unterstützt haben!
(Text: Karin Schweiger)