SLP 2024
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Die Stutenleistungsprüfung 2024 des Trakehner Zuchtbezirks Bayern fand als Feldprüfung am 10. August auf der perfekt ausgestatteten Reitanlage Meir in Thierhaupten statt, die vor allem mit der riesigen Halle keine Wünsche offen ließ. Angemeldet waren diesmal neun Stuten, allesamt vierjährig oder älter. Vor die Richter Rolf Braem-Baumann und Michael Schmidt traten schließlich sieben.
Bereits beim einleitenden Freispringen der Stuten zeigte sich, wer zu Hause üben konnte und wer nicht – und vor allem, wessen Metier die Stangen waren und welche Stute sich doch eher im Dressurviereck heimisch fühlt. Das Maß der Dinge war hier zweifellos die Fuchsstute Glossy Girl, eine bayerische Edward-Tochter (Mv Sir Nymphenburg), die aus dem Züchterhause Martin Lindermeier in Dasing kam. Ulrike Schmid stellte die Stute vor. Die Stute verfügt nach Einschätzung der Bodenrichter über schier grenzenloses Springvermögen. »Ein bisschen wurschtig kommt sie an die Sprünge hin«, kommentierte Rolf Braem-Baumann, der (nicht nur) das Freispringen in gewohnt souveräner Art leitete und jeder Stute die Aufgabe so passend wie nur irgend möglich machte – was aber nichts ausmacht, denn Glossy Girl hat das Geschick, alles auszugleichen.
Ihr wenig nach stand die kleine, selbstbewusste FAIRY W aus der Zucht von Dr. Annette Wyrwoll (Duggendorf) und dem Besitz von Sandra Artner, die von Michaela Bäumler vorgestellt wurde. »Die macht alles selbst, nimmt sich auch selbst auf«, erklärte Braem-Baumann. Dabei punktete sie mit gut aufgewölbtem Rücken, schnellem Vorderbein und gutem Hinterbein. Da sprechen wohl die Gene, ist Fairy doch eine Tochter des seinerzeitigen »Besten Springhengstes« Titulus aus bewährtem Mutterstamm. Mutter und Großmutter sind in allen Disziplinen erfolgreich bis Klasse L, zum Teil in international ausgeschriebenen Buschprüfungen.
Als Tagesbeste in der Gesamtnote präsentierte sich die achtjährige, bereits tragende ANABEL, eine Herbstkönig-Tochter, gezogen aus einer Gribaldi-Mutter aus dem Stutenstamm von All Inclusive und All Agility. Gleichmäßig gute Grundgangarten, gute Rittigkeit und ein Freispringen, das in Sachen Überblick, Ruhe und Abgeklärtheit seinesgleichen suchte, verschafften der Stute die Gesamtnote 8,07.
Auf ganz andere Art überzeugte die fünfjährige DOLORIS, bereits sportlich bis Dressurpferde L unterwegs. Die typische Saint-Cyr-Tochter, aus einer Krokant-Tochter gezogen, ist eine würdige Vertreterin des legendären Donau-Stammes. Sicher nicht fürs Springen geboren, kämpft sie doch stets auf Seiten ihrer Reiterin. Mit ihrem überragenden Schritt und ihrer von Richtern und Fremdreiterin Sabrina Pauker gleichsam hochbewerteten Rittigkeit legte sie die Latte ziemlich hoch – Gesamtergebnis: 8,06.
JOLEEN N v. Dukatus, eine deutlich vom Muttervater Normativ ox geprägte mütterliche Halbschwester zum gekörten und bis Klasse S im Viereck geprüften Janov, wusste unter Josephine Braune mit gleichmäßig guter Vorstellung in allen Kriterien zu gefallen – für sie gab die Gesamtnote 7,66, was zusammen mit der Eintragung tags drauf den Prämientitel des Verbandes bedeutete.
An UNIQUE, siebenjähriger Lebenstraum-Tochter aus der Zucht und dem Besitz von Monika und Wolfgang Moll (Dachau) fand Fremdreiterin Sabrina Pauker sichtlich Gefallen. Sie schloss die Prüfung ebenso wie oben erwähnte Fairy mit einer Gesamtnote über 7,5 ab.
Fohlenmusterung
Im Anschluss an die Leistungsprüfung nutzte der Bezirk die Gunst der Stunde und bot den Züchtern im schwäbischen Raum einen weiteren Musterungstermin für ihre Fohlen an. Acht Jungspunde präsentierten sich in der großzügigen, gut klimatisierten Halle der Reitanlage Meir der Kommission, die diesmal aus Dr. Friedrich Nüssel, Dr. Lutz Schubert und Sophia Malter bestand.
Zwei Hengstfohlen zeigten sich am Musterungstag von ihrer Schokoladenseite und ließen erhoffen, dass aus ihnen noch Größeres werden könnte. Eine Fohlenbeurteilung ist ja in nicht unerheblichem Maße abhängig von der Tagesform. Befindet sich das Fohlen gerade in einer ungünstigen Wachstumsphase, so kann es sein Bewegungspotenzial natürlich kaum ausspielen – ein paar Wochen später sähe die Rangierung der Fohlen womöglich schon wieder ganz anders aus. Es bleibt also beim alten Leitsatz: »Entschieden wird unter dem Sattel« – und da haben die gerade gezeigten Hoffnungsträger noch ein paar Jährchen Entwicklungszeit.
Zum einen punktete ein brauner, noch namenloser Sohn des interessant gezogenen, inzwischen auch sportlich erfolgreichen (Dressurpferde M, Springpferde L) Giuliani vor allem mit Körperkorrektheit und einem herrlichen Bewegungsablauf im Trab. Er stammt aus der Zucht und dem Besitz von Johann Kleinheinz und hat mit Kalea eine hochbewährte Stute zur Mutter, lieferte die doch bereits die Eintragungs-Reservesiegerin Kealoah und die Fohlen-Championesse Korsika.
Ihm nicht nach stand ein völlig anders aufgemachter dunkelbrauner Vollbruder zur sonntäglichen Reservesiegerstute. OBERON stammt also vom Saint Cyr aus der doppelt prämierten, seinerzeitigen Eintragungs-Reservesiegerin Olinda, die ihre SLP mit der bemerkenswerten Gesamtnote 8,24 abschloss. Typklarheit und ein wahrlich überzeugender Galopp schlugen für dieses Hengstfohlen aus der Zucht und dem Besitz von Emil Kath zu Buche.
Der anlässlich der Frühjahrskörung 2023 aufgefallene, höchst interessant gezogene und mit kraftvollen Bewegungen versehene Hirtenstern debütierte in Thierhaupten mit einer äußerst selbstbewussten und überaus charmanten schwarzen Tochter. Im Typ kaum zu übertreffen, im Trab und Galopp gleichermaßen überzeugend konnte HERBSTFEDER S aus der Zucht und dem Besitz von Renate Steiner Richter und Zuschauer gleichermaßen für sich einnehmen. Mutter Herbstkönigin S ist selbst im Springsport geprüft, hat eine überzeugende SLP abgelegt und wurde Ib-Preisträgerin ihrer Altersklasse anlässlich der Landesstutenschau 2016.