Autor: Karin Schweiger

Am 21. September feiert mit dem Leichthof eine Traditions-Zuchtstätte der Trakehner in Bayern ihr 45-jähriges Bestehen.

Seit Jakob Leicht im 19. Jahrhundert die „Karawanserei mit Schenk- und Hofstatt“ (Sternbrauerei) erwarb, gibt es die Leichts in Biebelried bei Würzburg im Fränkischen, und bereits in fünfter Generation betreibt die Familie den Landgasthof mit ihrem Namen. Keine Frage, dass in der zugehörigen Landwirtschaft auch immer Pferde standen und auf den schweren Böden harte Arbeit zu verrichten hatten. Georg Wilhelm Leicht wuchs mit Pferden auf, erinnerte sich stets gut daran, dass der Großvater bereits um 1900 für Kundenbesuche Trakehner vor die Victoria-Chaise spannte. Und Vater Adolf Leicht zog 1914 mit einem Trakehner als Sattelpferd in den Krieg – aus dem beide 1918 gottlob gesund zurückkehrten. Anfang der Fünfzigerjahre mussten die letzten Kaltblüter dem Traktor weichen, die Zeit der Pferde auf dem Leichthof schien endgültig vorbei.

Lange freilich dauerte die Pferde-Abstinenz nicht. Nach einigen Reitpferden hielten 1973 vier Trakehner Stuten Einzug, der heutige Stall mit Halle wurde im Jahr darauf wenige Fußminuten vom Hotel entfernt vor den Toren von Biebelried erbaut. Drei der angekauften Stuten stammten aus dem Verbandsgestüt Rantzau, zwei begründeten Erfolgsstämme in Biebelried: Pommern, von Habicht stammend, vertrat die alte Polarfahrt-Linie des Hauptgestüts. Die Stute ging unter Georg Friedrich Leicht Vielseitigkeitsprüfungen bis zur Klasse M erfolgreich, gewann als 15-Jährige noch über ein Dutzend L-Springen unter einer Juniorin und wurde anschließend noch ein- und zweispännig gefahren. Nebenbei wurde die im FN-Leistungsstutbuch B geführte Stute u.a. Mutter des Vielseitigkeitspferdes Pomhoried v. Horizon, und der Polarion-Mutter Polaried v. Insterruf. Kassa schließlich, die Tochter des Gazal u.d. Kassave v. Traumulus aus der weitverzweigten Kassette-Familie des Hauptgestüts, erwies sich nicht nur als charakterliches Juwel, sondern auch als fruchtbare Mutterstute, deren Stamm noch heute in Biebelried gepflegt wird.

Leistungsbereitschaft und Härte für den Einsatz in der Vielseitigkeitsreiterei war das Zuchtziel auf dem Leichthof, auch wenn mittlerweile der Schwerpunkt nicht mehr ausschließlich beim Vielseitigkeitspferd liegt. „Rittigkeit und noch immer Leistungsbereitschaft sind mir besonders wichtig“, sagt Leicht-Tochter Barbara Mechler, die den Betrieb seit 1995 eigenverantwortlich führt. Und sie, die selbst Turnierreiterin und meist allein unterwegs war, weiß es wahrhaftig zu schätzen, wenn ihre Pferde gut zu handhaben sind. Freimütig gibt die trotz ihrer Zierlichkeit durchaus energische Nichte des Militaryreiters Kurt Mergler zu, dass es mal Zeiten gegeben hat, in denen sie sich „so ein richtiges trittgewaltiges Warmblut zugelegt hat, um den Sprung nach oben leichter zu schaffen“. Reumütig kam sie aber bald wieder zu „ihren“ Trakehnern zurück. „Das war viel zu viel Pferd für mich“, erklärt sie und fügt mit einem Zwinkern hinzu: „Außerdem sind Trakehner einfach ein bisschen schlauer.“ Inzwischen steht Barbara Mechler die im Dressurviereck bis Klasse S** erfolgreiche Tochter Elisabeth bei der Betriebsführung zur Seite.

Auf Turnieren erkannte man über lange Jahre die Pferde des Leichthofs an ihren eigenwilligen Namen. Woher die kamen? Ein Faible von Georg Wilhelm Leicht – und nur ganz selten macht er da Ausnahmen: Natürlich sollte seinerzeit auch der Junghengst v. Mahon und der zugekauften Harma v. Matador einen zur Vergabephilosophie passenden Namen erhalten. Also H als Anfangsbuchstabe und -ried als Endung, klar. Und der oder die mittleren Buchstaben sollten zumindest Eingeweihten einen Rückschluss auf den Vater ermöglichen. Bald war der schicke Fuchs auf den Namen Horied getauft – allerdings rechnete man nicht damit, dass sich in Neumünster 1986 ausgerechnet US-Amerikaner für den frisch gekörten Mahagoni-Enkel interessierten – und die wollte man mit einem Anklang an das englische Wort „horrid“ (= entsetzlich) nun nicht abschrecken. Flugs wurde der Hengst also „politisch korrekt“ in Horizon umgetauft, bevor er die Reise in die „Neue Welt“ antrat.

Inzwischen firmieren die Leichthof-Pferde mit einem „LH“ als Nachnamen. „Das -ried im Namen war das Markenzeichen meines Vaters“, sagt Barbara Mechler dazu.

Und Erfolgspferde hatte und hat der Leichthof viele vorzuweisen: Neben den gekörten Hengsten Horizon und Kafka sorgten Vielseitigkeitspferde wie Donnaried, Poloried, Pomhoried und Kaporied sowie Dressurpferde wie Husaried, Kahoried und Hamyried auf den Turnierplätzen für Aufsehen. Spitzenstuten wie die Elitestute Kasaried, die Eintragungs-Resevesiegerin Kafried, Auktionsfohlen Kardinal, die überragende Mutterstute Kaharied und viele andere verschafften dem Leichthof den Respekt der Züchterkollegen.

Hitzige Diskussionen mit einem „züchterischen Urgestein“ wie Georg Wilhelm Leicht hat es freilich gegeben. Aber Vater und Tochter haben ihren Weg den Pferden zuliebe gefunden. „Wir haben unsere Ideen besprochen, ich habe seinen Rat aus über 30 Jahren Zuchterfahrung geschätzt und er hat gern meine Anregungen aus der reiterlichen Praxis angenommen“, erinnert Barbara Mechler sich.