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von Karin Schweiger

Wenn die jungen Nachwuchsstuten ihren großen Tag haben, hält es kaum einen Züchter auf dem eigenen Hof. Viel zu interessant ist es, den Zuchtfortschritt im Bezirk mit eigenen Augen zu sehen, vielleicht auch zu vergleichen, wie sich dieses oder jenes Fohlen seit der Musterung entwickelt hat. Nicht umsonst gilt die Eintragung der angehenden Zuchtstuten als züchterischer Höhepunkt des Jahres.

Die Idee, in einem Flächenstaat wie Bayern – zudem noch mit starker Beteiligung aus Österreich – die Austragungsorte der wichtigsten züchterischen Veranstaltungen wechseln zu lassen, ist so gut und angebracht wie schwierig auszuführen. Immerhin gilt es ja, gewisse Voraussetzungen zu gewährleisten, die von genügend Gastboxen über möglichst zwei ausreichend große Hallen mit gutem Boden bis zu funktionierenden Helferteams reichen und bei guter Erreichbarkeit noch nicht aufhören. Keine Frage – bei der Ausdehnung des Bezirks haben immer irgendwelche Züchter sehr weite Anfahrtswege, nur sollten es nicht immer dieselben sein ? Dass der Austragungsort in diesem Jahr trotzdem eine gute Wahl war, bewies die Tatsache, dass auch weit über 200 Kilometer Anfahrt in Kauf genommen wurden, um die Stuten an zentraler Stelle präsentieren zu können.

In der Pferdewelt Mailham in der Nähe von Rotthalmünster – in großer Nähe zu Österreich – hat man für die diesjährige Eintragung mit Stutenleistungsprüfung eine mehr als passende Anlage gefunden. Herzlicher Dank geht auch an dieser Stelle an Miriam Bray und Norbert Wallochny, die mit ihrem gesamten Team nicht nur die Anlage hervorragend vorbereitet hatten, sondern für (fast) alle Wünsche von Teilnehmern und Zuschauern ein offenes Ohr und eine Lösung hatten. Alle Azubis und Stallhelfer waren sozusagen „rund um die Uhr“ im Einsatz, wo auch immer jemand gebraucht wurde. Hut ab!

Was das leibliche Wohl anging, konnten sich Aktive und Zuschauer wieder bedenkenlos den Küchenkünsten der Bezirksmitglieder anvertrauen – Helmut Mayer hatte bei der Bewirtung alles im festen Griff, während Stefanie Pramendorfer für die geschmackvolle Dekoration verantwortlich zeichnete.

Schon traditionell bietet der Zuchtbezirk Bayern am Eintragungswochenende auch eine Stutenleistungsprüfung im Feld an. Schließlich sollen die Mütter von morgen beweisen, dass sie imstande sind, das zu leisten, was sie ihren Fohlen mitgeben sollen. Die diesjährige Stutenleistungsprüfung war für die Trakehner insofern eine Premiere, als die SLP zum ersten Mal ohne Rolf Braem stattfand. Bruno Six hat ihn zusammen mit Walter Hoffmeister am Richtertisch ersetzt, im Sattel als Fremdreiterin sah man mit Marion Geiger jemanden mit „einem Händchen“ für junge Trakehner.

Bei den dreijährigen Stuten hinterließ HEIDELBEERE v. Herakles u.d. StPrPrSt. Himperia v. EH Imperio aus der Zucht und dem Besitz des Gestüts Murtal (A-Großlobming) einen hervorragenden Eindruck. Von Friederike Schulz-Wallner perfekt in Szene gesetzt, fühlte sich auch die Fremdreiterin mehr als wohl in ihrem Sattel. Die Gesamtnote 8,20 spricht für sich … Zusammen mit der Eintragung im Prämienlot tags darauf holte Heidelbeere sich in Mailham den Verbandsprämientitel.

Bei den vierjährigen und älteren Stuten traten neun an, darunter eine ohne Trakehnerbrand. Der Notenschnitt lag bei beachtlichen 7,52, keine Trakehnerin schloss die Prüfung unter 7,0 ab – eine Tatsache, die sowohl für die ausgezeichnete Grundqualität der Pferde als auch für die gewissenhafte Vorbereitung der Stuten spricht.

8,56 lautete die Gesamtnote für eine wahrlich außergewöhnliche Stute: ENYA v. Herbstkönig u.d. Etoscha v. Elvis (Z: Johannes Christiansen), einst über die Fohlenauktion Hannover nach Bayern gelangt, spielte unter Sophie Grieger alle Stärken aus. Der 6-jährigen Braunscheckstute konnte bereits beim Freispringen keine andere Stute das Wasser reichen, die Grundgangarten, vor allem der Schritt, waren ein Genuss und bei der Rittigkeit waren sich Boden- und Sattelrichter einig: weit überdurchschnittlich – da kann man Besitzer Detlef Caspar (Wessobrunn) nur gratulieren!

Herbstkönig-Festival! Auch die mit der zweitbesten Note aus der Prüfung gekommene OMBRA MAI FU ist eine Tochter des leider so früh verstorbenen, strahlenden zweifachen Trakehner-Champions. Die 5-jährige Braune, die Emil Kath (Dachau) aus der einst über die Auktion Neumünster erworbenen PrSt. Omara v. EH Manrico gezogen hat, wurde von Ulrike Schmid vorgestellt und punktete mit soliden Leistungen in allen Teilkriterien. Fremdreiterin Marion Geiger bescheinigte ihr mit der höchsten Note des Lots genau die Rittigkeit, die man sich bei einer Reitpferdemutter wünscht. Auch Ombra Mai Fu hat sich mit der Gesamtnote 8,20 und der Eintragung im Prämienlot tags drauf die Verbandsprämie sichern können.

Die Eintragungs-Reservesiegerin von 2017, HAPPY HOUR v. Schwarzgold u.d. Hacuna Selsø v. Kancun aus dem dänischen Gestüt Selsø, punktete unter ihrem Besitzer Dr. Jochen Frank (Aystetten) mit sehr guten Grundgangarten und verpasste die 8,0 nur knapp (Gesamtnote: 7,93). Die Bilanz mit vier von neun geprüften Trakehnerstuten mit einer Gesamtnote über 7,5 kann sich wahrlich sehen lassen!

Der Höhepunkt des züchterischen Jahres empfing die Teilnehmer und Zuschauer am Sonntag mit besten Wetterverhältnissen. Einmal mehr wartete der Zuchtbezirk für die Zentrale Eintragung mit einem überragenden Nennergebnis auf: 34 Stuten standen im Katalog, neun weitere in der Liste der Nachmeldungen. Jeweils elf dreijährige bzw. vierjährige und ältere Stuten stellten sich dem Urteil der Kommission um Zuchtleiter Lars Gehrmann.

Zwei Stuten konnten beim freiwilligen Freispringen bereits nachdrücklich auf sich aufmerksam machen: Die 4-jährige ILBISKA KST v. EH Hibiskus u.d. StPrPrSt. Illfürstin v. Zauberfürst aus der Zucht und dem Besitz von Karl Stüber (Aub) zeigte überragendes Vermögen und hervorragende Manier. Ihr nur wenig nach stand – diesmal beim Blick in die Ahnentafel nicht so überraschend – die 11-jährige SCARABEA B v. EH Herzruf u.d. Sweet Angelina v. Amiego aus der Zucht und dem Besitz von Julia Bilke (München). Für beide Stuten gab es einen Sonderpreis der Gastgeber in Form eines Freisprungs von Guardiola xx.

Den Titel der „Besten Vierjährigen und Älteren“ sicherte sich in diesem Jahr eine Stute mit besonderem züchterischem Background. Die 9-jährige LEELIA v. EH Gribaldi (B: Dr. Isabella Boitllehner, A-Gaarsten) ist eine Tochter der im Dressursport bis Inter I erfolgreichen ElSt. Lana Lee v. Habicht und eine Vollschwester zu Jovanka Marie Kesslers Spitzencrack Leeonardi (Dressur S**). Gezogen wurden all diese Pferde von Dr. Sabine Prager-Kaiser (Kötzting), die mittlerweile nach Neuseeland ausgewandert ist.

Bei den Dreijährigen standen sechs der vorgestellten elf Stuten im Prämienlot, vier davon hatten den Richtern auch gezeigt, dass sie Talent genug über den Stangen haben, eine der Stuten hatte tags zuvor ihre Leistungsprüfung abgelegt. Zur Siegerstute kürten die Richter eine Schimmelstute aus bestem Hause: PASADENA v. EH Hibiskus tanzte bereits als Fohlen anlässlich der letzten Landesstutenschau neben ihrer sieggewohnten Mutter StPrPrSt. Passion V v. In Flagranti über den Paradeplatz des Gestüts Murtal. Sie ist die Vollschwester zu PrSt. Paradise, Bayerische Trakehner Reitpferde-Championesse, und zu PrSt. P.S. I Love You, die in Italien im Busch-Junioren-Kader ist. Typklarheit, Körperkorrektheit, überragender Trab und Galopp machten dieses kapitale Stutenmodell zu einer überaus würdigen Siegerstute – herzliche Glückwünsche ins Züchterhaus Raili nach Wessobrunn-Zellsee, wohin denn natürlich auch der Sonder-Ehrenpreis in memoriam Anton Mittermaier für die beste in Bayern gezogene Stute ging.

Den Reservesieger-Titel sicherte sich OLINDA v. Honoré du Soir u.d. PrSt. Omara v. EH Manrico (Z/B: Emil Kath, Dachau), deren Schritt hier Maßstäbe setzte. Zwei punktgleiche 2. Reservesiegerinnen durften sich anschließen, die – was die Väter anging – das Bild von Siegerin und Reservesiegerin wiederholten: ON TIME S v. EH Hibiskus u.d. StPrPrSt. Ouvertüre v. Lauries Crusador xx (Z: BG Raili/Caspar, B: Renate Steiner, Meitingen) überzeugte mit dem besseren Galopp und der besten Vorstellung aller Dreijährigen im Freispringen, während KEALOAH v. Honoré du Soir u.d. Kalea v. Grafenstolz (Z/B: Johann Kleinheinz, Adelsried) mit ungemeiner Typstärke aufwartete.

Die vier Spitzenstuten des Dreijährigenfeldes wurden Bayerns Zuchtleiter Thorsten Große-Freese für die Staatsprämienanwartschaft vorgeschlagen. Den Titel der „Besten Halbblutstute“ sicherte sich Ursula Lauen (Trostberg) für ihre LICHTSPIEL v. Duke of Hearts xx u.d. La Lumiere v. Kronprinz, die mit sehr gutem Schritt und Galopp für sich einnehmen konnte.

Drei weitere Stuten stellten sich dem Richtergremium, um eine Umbewertung vornehmen oder die Noten der dezentralen Eintragung bestätigen zu lassen und so in Verbindung mit sportlicher Leistung die Verbandsprämie zu erhalten. Für die 5-jährige VITA ALLEGRA v. Sanssouci/Holunder mit drei gleich hervorragenden Grundgangarten wurde die Bewertung von gesamt 55 Punkten bestätigt, zusammen mit ihrer Stations-SLP bedeutet das den Prämientitel des Verbandes (Z/B: Nadja Rindle, Wehringen). Die Vollblutaraberstute BEYLINDA ox v. Bey Shy/Madallan Madheen (Z: Katrin Mundigl, B: Katharina Kirchdörfer, Kattenhochstatt) sicherte sich mit 53,5 Eintragungspunkten und ihrer Eigenleistung im Distanzsport ebenfalls den Verbandsprämientitel. Und auch die 5-jährige Halbblüterin FORRESTINE v. Tarison/Master Speaker xx aus dem Züchterhaus Wyrwoll (Duggendorf) darf sich mit 53,5 Eintragungspunkten und ihrer Qualifikation zum Bundeschampionat nun Prämienstute nennen.

Mit Fug und Recht kann man die diesjährige Eintragung als „Hibiskus-Festival“ feiern, stellte doch der selbst im Dressursport bis zur Klasse S erfolgreiche, charmante Elitehengst nicht nur die unangefochtene Siegerstute, sondern auch eine der zweiten Reservesiegerinnen und die Beste Springstute. Nicht zum ersten Mal, dass dieser Rappe derart eindringlich auf sich aufmerksam machen konnte …

Bilder zur Veranstaltung bekommen Sie bei Jutta Bauernschmitt und Jutta Förther.